Vorwort
Hager Gesichter
von Peter Blank
Liebe Freunde der Hager Stadtgeschichte!
Unsere kleine Stadt hat viele Menschen inspiriert, hier zu zeichnen und zu malen. Einige ließen sich in Hage nieder, andere schufen eigene Arbeiten in unsere Stadt.
Glücklicherweise ist das Archiv in Hage im Besitz von vielen Stadtansichten. Die ältesten sind Stadtpläne, die meist Bildelemente enthalten. Die Autoren der von mir ausgewählten Fotos zur Vorlage meiner Arbeiten, waren vielfach Autodidakten, Künstlerische Qualität war jedoch für mich kein wichtiges Auswahlkriterium, es geht mir vor allem um den Informationswert der Bilder. Besonders diejenigen Arbeiten sind für mich wichtig, die aus der Zeit vor dem massenhaften Gebrauch der Fotografie stammen. Sie sind die einzigen bildlichen Zeugnisse, die wir von unserer Stadt aus dem 17. und 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben.
Man sagt zu recht: „Ein Bild spricht mehr als tausend Wörter.“ Wir dürfen uns aber nicht täuschen lassen. Ebenso wie mit Texten kann man auch mit Bildern bewusst oder unabsichtlich ,,lügen.“ Wenn es um historische Fakten geht, müssen Bilder, wie andere Quellen auch, der Frage standhalten, ob die Bildaussagen den Tatsachen entsprechen auch, was weggelassen wurde.
Auch heute leben Künstler und Kunsthandwerker in unserer Stadt. Jedes Jahr gibt es hier ein Treffen der Hager Künstler.
Es berechtigt uns zu der Hoffnung, dass auch spätere Generationen sich mit Hilfe gemalter und gezeichneter Bilder eine Vorstellung vom Hage unserer Zeit machen können.
Dem Hager Archiv und der Firma Gerken, Herzlichen Dank für die wunderbaren Gespräche und die zweijährige Begleitung bei der Entstehung meiner Bilder und Geschichten.
Ihr
Peter Blank

Christine Bourbeck vor der Lüttjen School
Christine Bourbeck, geb. 19.6.1894 in Hage, besuchte von 1900-1904 die Hager Volksschule, die heutige Lüttje School. Sie schlug eine pädagogische Berufslaufbahn ein, Berufsbegleitend studierte sie Theologie, Philosophie und Germanistik. Was an Christine Bourbeck faszinierte, war ihre meisterliche Fähigkeit, dem damaligen oft ruhelosen Leben eine Seele zu geben. Sie verstand es, die vielen Herausforderungen auf den Boden ihres Glaubens zu stellen.

Helene Peterßen, geb. Kempe, vor dem alten Helenenstift in Hage
Helene Peterßen (24.8.1786 – 7.3.1879), war die frühere Besitzerin des Helenstiftes. Ein Hager Bürger schreibt in seinen „Erinnerungen“: „Eines der schönsten alten Häuser in Hage ist das „Helenstift“, ein Geschenk Dr. Peterßen´s an den Kreis mit der Bedingung, es als Krankenhaus oder Altersheim zu nutzen..“

Margret Vitzthum vor der Hauptstraße in Hage
Margret Vitzthum (9.1.1902 – 29.9.1990) war die Gründerin der AWO in Norden. 1953 wurde sie Vorsitzende im neu gegründeten Kreisverband. Ab 1976 war sie Ehrenvorsitzende. Von 1961 bis 1972 wurde sie als einzige und erste Frau in den Stadtrat Norden und in de Kreistag gewählt. Unermüdlich hat sie sich für soziale Aufgaben eingesetzt. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt sie Dez. 1972 das Bundesverdienstkreuz. 1976/77 unterstützte sie den Ortsverein Hage.

Dr. med. Walczak vor der alten Apotheke in der Hager Hauptstraße
Dr. Walczak (geb. 5.10.1905) war Arzt im Lazarett in Hage. Während des Krieges lernte er den Chefarzt Dr. Borrrmann kennen. Beide schlossen sich der Widerstandsbewegung „Edelweißpiraten“ an. Die Edelweißpiraten waren die größte Widerstandsbewegung gegen das Hitler-Regime.

Willi Rabenstein vor der Esso-Tankstelle an der Hauptstraße in Hage
Willi Rabenstein war bekannt durch sein Äußeres, er war klein und fiel durch seine großen Ohren auf. Seine Bekleidungen waren ein paar Nummern zu groß. Während der Hungerszeit nach dem Kriege schöpfte er sich von den Milchkannen, die am Wegesrand standen, die Milch ab. Er beteiligte sich an den sogenannten „Hamsterkäufen“.

Tamme Schreitling und Uwe Blumenfeld hinter dem Stübelhaus in der Hauptstraße in Hage
Tamme Schreitling und Uwe Blumenfeld erzählten sich Geschichten über Sagen und Legenden in Hage und Umgebung „Erzähl doch mal“. Es wurde erzählt von versunkenen Städten, Prophezeiungen und Weissagungen und historischen Merkwürdigkeiten.
Das Gartenhaus hinter dem Stübelhaus mit einer Petroleumlampe war das Motiv eines Bildes von Georg Günther, der seine Arbeiten um 1925 in Kirchen von Nordfriesland ausstellte.
In Hage und Umgebung hatte sich Georg Günther zwei Jahre lang aufgehalten.
Aus dieser Zeit stammen seine Erinnerungen:
„Erinnerungen eines Kunstmalers
Als ich Anfang der zwanziger Jahre mit einigen Kollegen nach Hage kam, um Studien zu machen, wohnten wir im Waldhotel. Die Stille dieses Fleckens Hage war unserem Beginnen günstig. Gleichwohl wirkten Eindrücke mancher Art auf unsere empfängliche Seele. Die alten Schlösser (Nordeck und Lütetsburg) die Burg Berum, die Hager Mühle, malerische kleine Häuser, große Koppeln mit schönen Rindern und Pferden; einsame Redderwege, auf denen täglich das Vieh getrieben wurde, wo Milchwagen fuhren, von derben Knechten in blauen Hemden und hohen Krempstiefeln unter fröhlichem Peitschenschlag geleitet. Dazu die Schloote mit ihren vielen Windungen und oft überschwemmten Wiesen.
In den angrenzenden Wäldern, Mooren, Seen und Meeren, auf den Koppeln, wo die Pferde und Kühe weideten, auf den Bauernhöfen, überall standen wir Maler und arbeiteten fleißig.
Hage war noch nicht vom Publikum entdeckt, die Verbindung mit der Stadt Norden schwierig. Hier gingen die Frauen noch gemächlich und selbstverständlich mit der sauberen blauen Küchenschürze und dem Umschlagtuch, sie und ihre Kinder meist auf Holzpantoffeln. Die Männer trugen ländliche Arbeitstracht, modische Kleidung sah man höchstens am Sonntag.“

Tamme Schreitling nachts in der Hauptstraße in Hage
Tamme Schreitling war der Nachtwächter in Hage. Begleitend trug Tamme die Post aus.
Laut rief Tamme: „In dem Fleck`chen Hage lebt man still vergnügt am Tage, abends trinkt man seinen Schoppen. Wenn die Dorfhähne sich kloppen, steht man dann in aller Ruh, schauet in der Haustür zu.
Auch hat Hage viele Sachen, die uns öfter Freunde machen. Schuster, Schneider und Barber, Bäcker, Krämer und Rentier. Auch zwei Advokaten sind nach Hage hingeraten. Ist es abends biester dunkel, leuchten Schienfat`s filafunkel, und in der Nacht halten Tamm` und Uwe treue Wacht!“ (Die Nachtwächter, 1933, Daniel Schuirmann)
Für die Sicherheit und Ordnung in Hage sorgten im 19. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts angestellte Nachtwächter und „Stille Runden“ (ehrenamtliche Bürgerwachen). Das berichten verschiedene Quellen, u.a. Ratsprotokolle (Hager Archiv) und Dekrete des Berumer Amtsmanns (Staatsarchiv Aurich). Anlass für die regelmäßigen Kontrollen waren nächtliche Einbrüche.
Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Hage knapp 500 Einwohner, heute über 6.000.

Uwe Bondzio und Nero vom Bedmor vor dem alten Rathaus in Hage
Uwe war stellvertretender Bürgermeister von 2001 bis 2008. Im alten Rathaus wurde seinerzeit „Weltpolitik“ gemacht. Sein ständiger Begleiter war sein Rauhaardackel Nero von Bedmoor, der 14 Jahre alt wurde.

Garrelt und Johanne Gerken vor dem Elternhaus in der Hager Hauptstraße
Claas Claahsen gründete 1880 einen Sattlerei-Betrieb in der Hager Hauptstraße. Aufgrund der damals großen Zahl von Pferdefuhrwerken war der Beruf des Sattlers weit verbreitet. 1913 übernahm der aus Marienhafe stammende Sattler Garrelt B. Gerken mit seiner Frau Johanne den Betrieb von seinem Schwiegervater. 1914 wurde Sohn Karl geboren.

Pastor Abraham Friedrich Köppen (1875 – 1956) vor der St.-Ansgari-Kirche
Pastor Abraham Friedrich Köppen nahm im Jahr 1943 zwei obdachlose Familien aus Hamburg bei sich auf, nachdem die Stadt durch den Bombenangriff der Alliierten fast völlig zerstört worden war. Viele Einwohner wurden obdachlos und mussten evakuiert werden.
Am 31.12.1941 trifft in Hage die Ankündigung der Glockenabnahme ein, die lapidar mitteilte: „Durch Anordnung sind alle Bronzeglocken beschlagnahmt.“ So wurde die Glocke der St.-Ansgarikirche von der Reichsstelle für Metalle zu Militärzwecken ausgebaut. Pastor Friedrich Köppen stand dieser Anordnung machtlos gegenüber.

August Windmann war von 1945 bis 1961 Bürgermeister von Hage
August Windmann erlernte in Hage den Beruf des Auktionators. Er ließ sich später als selbstständiger Auktionator und Rechnungssteller nieder. Auch in Organisationen, Vereinen und Verbänden arbeitete er mit oder gründete sie selbst.

Sanitätsrat Dr. Jürgen Harms
Dr. Jürgen Harms war fast 45 Jahre in Hage und in seinem Umland als Arzt tätig. 1908 wurde er Vorsitzender der Direktion des Helenenstiftes. 1928 setzte er sich zur Ruhe. Am Silvesterabend wurde er von Landrat Scheede verabschiedet (Chronik des Flecken Hage). Bei allen Patienten war er beliebt. Er scheute aber vor einem offenen, manchmal barschen Wort nicht zurück.

Magda Heyken, 1895 – 1972, schrieb die „Chronik des Fleckens Hage“
Magda Heyken war Lehrerin und befasste sich mit heimat- und familiengeschichtlichen Forschungen. Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte Hages ist das Hauptwerk Magda Heykens.

Katharinamöh war eine Wahrsagerin in Hage
Tjade Rumpf und Katharina, geborene Kleen, lebten vor 100 Jahre in einem Bummert am heutigen Katharinenweg.

Edda (8.3.1896 – 20.5.1984) und Carl (geb. 13.8.1892) Schoolmann vor der Gaststätte Martini
Edda Schoolmann betrieb einen kleinen Kartoffelhandel. Carl Schoolmann transportierte seine Handelswaren mit einem Pferdefuhrwerk.

Müller Claas Hinrich Bruns baute die Hager Mühle an dem heutigen Standort
Die Mühle wurde als 5 – stöckiger Galerieholländer gebaut. Sie bekam seit dem Jahr 1880 fünf Geschosse mit einer Gesamthöhe bis zur Kappenspitze von 30,20 m und ist damit die höchste Mühle dieser Art in Europa.
Am Boden hat sie einen Umfang von 37 m. Die Mauern sind bis zu 65 cm dick. Die Flügel haben einen Gesamtdurchmesser von 22,50 m.
Blitzeinschläge und Gewitterstürme führten immer wieder zu erheblichen Schäden an der Mühle, die behoben werden mussten.
Um 1910 übernahm der oben abgebildete Sohn Hinrich Johann Bruns (4.4.1877 – 26.6.1957) die Mühle.
Diese Mühle mit ihrem Gebäudeensemble, das 1932 durch Anbau eines Speichers als Packhaus erweitert wurde, ist in ihren Abmessungen einzigartig und stellt ein wichtiges Kulturdenkmal und materielles kulturelles Erbe dar.
1965 kaufte C.E. Schelten-Peterssen die Mühle und legte sie still.
Die Redaktion dankt Peter Blank für seine Bereitschaft, die „Hager Gesichter“ im Internet zu präsentieren.