Marktrechte im Flecken Hage seit 1656

Aus der Eröffnungsveranstaltung vom 30. Juni 2006 wird die Ansprache des Bürgermeisters Martin Wenninga hier veröffentlicht. Dazu werden ergänzend angefügt Vortrags-Folien zur Entwicklung von Hage (von Hans-Gerd Coldewey).

 

 

350-Jahre Marktrechte im Flecken Hage

Eröffnungsveranstaltung am 30. Juni 2006

Ansprache von Martin Wenninga

 

Vorwort

Im Jahre 1656 wurde Hage vom Fürsten Enno Ludwig das Recht verliehen, zweimal im Jahr einen Markt abzuhalten. Dieses Datum war Anlass, im Jahre 2006 auf 350-Jahre Marktrecht in Hage zurückzublicken und das Ereignis gebührend zu feiern.

Vorbereitet von den Vereinen, den Schaustellern, Martin Janssen (Leiter der Kurverwaltung), Raphael Steinfelder (Verwaltung), Friedrich (Friedo) Meyer, Petra Friedl, und von mir als Bürgermeister des Fleckens fanden die Feierlichkeiten vom 30. Juni bis zum 2. Juli 2006 statt. Es war ein in doppelter Hinsicht ein sehr heißes Wochenende.

Zur Eröffnung der Feier, die mit einem Fackel-Sternmarsch begann, kam auch „Fürst Enno Ludwig“ aus Aurich mit einer Kutsche vorgefahren, um persönlich das verbriefte Recht zu überreichen und der Feier beizuwohnen.
Ich als ,,Schüttemeister“ hatte die Ehre, Seine Durchlaucht in Hage willkommen zu heißen.

Das Foto zeigt die Begrüßung des Fürsten durch den ,,Schüttemeister“ im Beisein von ,,Würdeträgern “ .

Ansprache zur Verleihung der Marktrechte (von links nach rechts: Martin Wenninga (Schüttemeister), Friedrich Meyer (Junker Friedo), Petra Friedl (Hofdame Petra), Martin Janssen (Junker Martin) und Erwin Garrelts (Fürst Enno Ludwig)

 

Vorstellung der Personen

Euer Durchlaucht, mit Eurer gütigen Erlaubnis darf ich Euch die mit mir erschienenen Personen vorstellen:

Hofdame Petra an ihrer Seite Junker Friedo. Beide waren sie in den vergangenen Monaten, ja Jahren unermüdlich tätig, um Euch für Euren Besuch diesen huldvollen Empfang zu bereiten. Sie haben alle Stände und Vereinigungen hier im Flecken und überall im Amte Berum aufgesucht und eingeladen, um Euch, Euer Durchlaucht, zu erfreuen.

Junker Martin, der Verwalter von Heller und Dukaten. Er zeichnet für die Administration verantwortlich und er hat zusammen mit den Ständen und den Marktbeschickern dieses Fest überall in Ostfriesland bekannt gemacht, um Euer Durchlaucht Ehre und Ansehen zu mehren.

Vogt Raphael, ein aus dem fernen Frankenlande eingereister Kenner des Marktrechtes. Er wird Sorge tragen, dass die von Eurer Durchlaucht erlassenen Marktordnung eingehalten wird. Auch auf diesem Fest wird er kraft seiner ihm verliehenen Autorität die von der Kanzel verkündete Ordnung durchsetzen.

 

Ansprache

Wir danken Euch, Enno Ludwig, von Gottes Gnaden Fürst zu Ostfriesland, Herr über Esens, Stedesdorf und Wittmund untertänigst für die uns erwiesene groBe Gnade Eures Besuches, hier in Eurem F lecken Hage.

Euer Durchlaucht, wir danken Euch fiir Eure Weisheit und Eure Sorge um die Wohlfahrt der Menschen, die Euch ergebenst untertan sind. Sie wissen die durch Eure fürstliche Gnade erwiesene Vergünstigung, hier wiederum zwei Jahrmärkte abhalten zu dürfen, wohl zu schätzen und sie werden sich dessen würdig erweisen.

Euer Durchlaucht, Wir danken Euch ür Eure, uns gnädigst erwiesene Beteuerung, die Besucher des Jahrmarktes unter Euren Schutz zu stellen, auf dass der Markt friedlich abgehalten werden und dem Flecken Hage Progression und Wohlstand bringen möge.

Eurer Durchlaucht die Ehre und den Dank zu erweisen, ist viel Volk zusammengekommen. Eure Durchlaucht möge daran erkennen, wie dankbar die Euch treu ergebenen Untertanen sind, die nach den entbehrungsreichen Jahren eines dreißig Jahre dauernden Krieges und der wütenden Pestilenz dank Eurer fürstlichen Großherzigkeit wieder mit Zuversicht nach vorne schauen.

Unser allergnädigste Fürst Enno Ludwig, von Gottes Gnaden Fürst zu Ostfriesland, Herr über Esens, Stedesdorf und Wittmund, er lebe hoch!

 

Euer Durchlaucht, mit Eurer gütigen Erlaubnis möchte ich den hier Versammelten anlässlich des für den Flecken Hage historischen Ereignisses, an den sich Eure Untertanen noch nach 350 Jahren erinnern werden, einige Worte richten.

Vieles, was unseren Ort lebenswert macht, wurde durch gemeinsame Anstrengung der Hager erreicht. Zwar sind wir keine Mustergemeinde, in der unter den Einwohnern stets Eintracht herrscht; auch wir kennen Streit und Missgunst, Auseinandersetzungen und Interessengegensätze. Doch in Notlagen haben die Bürgerinnen und Bürger immer zusammengestanden und gemeinsam gehandelt.

Sie taten das insbesondere – aber nicht nur – weil sie wussten, dass sie aufeinander angewiesen sind. Wenn es, um nur ein Beispiel zu nennen, in früheren Jahrhunderten brannte, dann wurde jede Hand zum Löschen gebraucht, damit wenigstens ein Teil des betroffenen Gebäudes gerettet werden konnte und damit das Feuer nicht auf den ganzen Ort übergriff. Und wenn es heute im übertragenen Sinne brennt, dann finden die Hager genau wie früher zusammen, so wie während der Schneekatastrophe, die wir vor 27 Jahren erlebten.

Es gibt, wie ich immer wieder feststellen konnte, eine große Verbundenheit der Hager mit ihrer Gemeinde. Sie fühlen sich hier zugehörig, ihre Identität ist von der Geschichte Hages geprägt. Insbesondere heute ist das unübersehbar — haben sich doch nahezu alle Vereine, Organisationen und Institutionen in der einen oder anderen Weise an der Ausgestaltung der Jubiläumsfeierlichkeiten beteiligt. Sie zeigen, dass es ihr Ort ist und ihr Jubiläum ist, das wir heute alle gemeinsam begehen. Dafür sei allen, die daran mitgewirkt haben, herzlich gedankt!

Denn Hage ist unser aller Heimat; sowohl für diejenigen, die hier aufgewachsen sind, als auch für die Menschen, die sich später hier verankert haben. Hage ist der Ort, in dem wir verwurzelt sind, in dem wir uns angenommen und wohl fühlen. Es geht hier nicht um eine realitätsferne Vorstellung von heiler Welt, die wir auch in Hage nicht haben, sondern um den menschlichen Wunsch nach Verwurzelung und Zugehörigkeit. Eine Zugehörigkeit, die nicht fraglos alles akzeptiert, sondern bei aller Zuneigung auch Kritik kennt.

Hier in Hage haben wir ein Umfeld, das in Größe und Zuschnitt noch überschaubar ist. Das empfinden, wie ich aus vielen Begegnungen weiß, die Bürgerinnen und Bürger als angenehm. Jeder erfährt, was hier vor sich geht; jeder weiß, wie es zu politischen Entscheidungen kam; jeder hat die Möglichkeit, sich zu Gehör zu bringen. Das hat dazu beigetragen, den Zusammenhalt in der Gemeinde zu fördern.

Die Bereitschaft, sich zu beteiligen und sich für das Gemeinwohl zu engagieren, sie wird auch in Zukunft gebraucht. Gerade kleine Kommunen müssen neue Wege suchen, um sich gegenüber größeren Städten zu behaupten und ihre Eigenständigkeit zu wahren. Sie sind, wie in der Vergangenheit auf die Initiative, die Fantasie und die Tatkraft ihrer Bewohnerrinnen und Bewohner angewiesen. Wie ein Rückblick auf unsere Ortsgeschichte zeigt, haben die Hager schon viele Herausforderungen gemeistert und deshalb können wir, davon bin ich überzeugt, heute so wie damals vor 350 Jahren mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

Ich danke nochmals allen, die in monatelanger Arbeit an dieser Jubiläumsveranstaltung mitgewirkt haben und die mit dafür Sorge tragen, dass dieses Fest gelingt. Sie alle namentlich aufzuzählen würde den Rahmen sprengen und birgt die große Gefahr in sich, jemanden zu vergessen. Zum Dank für das Geleistete werde ich die an der Vorbereitung und Durchführung dieser Jubiläumsfeier Beteiligten in einigen Wochen einladen, um sich gemeinsam an diesen historischen Tag, “350-Jahre-Marktrecht Hage“ zu erinnern.

Ich wünsche Ihnen, den Hager Bürgerinnen und Bürgern sowie Freunden und Gästen, heitere und gesellige Stunden bei den Veranstaltungen an diesem Wochenende im Flecken Hage.

Herzlichen Dank!

Euer Durchlaucht, dies ist Euer Applaus.

Wir danken Euer Durchlaucht für die uns erwiesene große Ehre Euren Besuches.

Wir bitten Euer Durchlaucht gehorsamst und untertänigst mit Euren, Euch treu ergebenen Untertanen dieses glückliche Ereignis zu feiern.