Volkstrauertag als Tag des Friedens in Hage

Zur Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages hielt der Vorsitzende des Jugendparlament der Samtgemeinde Hage, Jann Hinrich Eilers, eine beeindruckende Rede. Die Rede ist im Folgenden abgedruckt.

Rede des Vorsitzenden des Jugendparlaments Jann Hinrich Eilers am 18.11.2018:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

zunächst einmal möchte ich mich dafür bedanken, hier und heute sprechen zu dürfen. Ich freue mich, Sie hier und heute zur Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages begrüßen zu dürfen.

Dabei möchte ich betonen, dass Ihr Interesse an dieser Veranstaltung keinesfalls als Selbstverständlichkeit angesehen werden kann und darf. Doch warum ist das eigentlich so?

Der Volkstrauertag wurde ursprünglich geschaffen, um den Opfern der vergangenen Kriege, ob Soldaten, oder Zivilisten zu gedenken und auch um in diesem Zusammenhang die grausamsten und menschenverachtendsten Verbrechen in Erinnerung zu rufen, die unsere Vergangenheit leider hervorgebracht hat. Nun liegt die Beendigung des letzten Krieges auf deutschem Boden bereits über 73 Jahre zurück und viele werden diese Epoche, der bereits viele weitere Phasen von Gewalt und Zerstörung vorangingen, als geschehen und passiert abtun, denn bei uns herrscht ja Frieden. Außerdem kann wohl kaum jemand noch davon berichten, wie es damals war, in einem Kriegszustand leben zu müssen und nicht zu wissen wie die Zukunft aussieht, geschweige denn, ob es eine solche überhaupt gibt.

Somit erscheint der Volkstrauertag in seiner ursprünglichen Form durchaus als eine Art überkommenes Ritual, das von Jahr zu Jahr immer weniger Resonanz erfährt, eben weil sich kaum jemand mehr mit dem eigentlichen Hintergrund dieses Tages identifizieren kann.

Doch müssen wir nicht allzu weit über unseren Tellerrand blicken und nicht einmal die Grenzen unseres Staates, der Bundesrepublik Deutschland verlassen, um zu erkennen, dass diese Selbstverständlichkeit des ständig währenden Friedens wohl kaum als Selbstverständlichkeit verstanden werden kann. Sie müssen lediglich die tägliche Berichterstattung im Fernsehen verfolgen, in der sich die Meldungen über zerbombte Landstriche und heimatlos gemachte Menschen überschlagen, um zu erkennen, dass dem definitiv nicht so ist. Und immer wieder wird eines deutlich, was sich vollständig durch ein Zitat eines gewissen Mahatma Ghandi in Worte fassen lässt: „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“

Wir mögen hier und heute ja in einer Phase des Friedens leben, aber wir haben zu erkennen, dass da „draußen“ um uns herum eine ganze Welt in Bewegung ist, dass Menschen im Weltgeschehen mit der Angst umherirren, keiner Zukunft mehr ins Auge blicken zu können. Eine Zukunft die uns ja so selbstverständlich erscheint. Und genauso müssen wir erkennen, dass dieses „Draußen“ gar nicht so weit von uns entfernt ist. Es heißt nicht umsonst, die Welt sei klein.

Dazu müssen wir verstehen, dass ein wesentlicher Bestandteil des Friedens Toleranz heißt, dass die Wahrung des Friedens letzten Endes nur und wirklich nur mit gegenseitigem Respekt der Menschen bewerkstelligt werden kann, wobei es völlig unerheblich ist, woher das Gegenüber stammt. Dabei nützt ein Rückfall in über 70 Jahre altes Gedankengut, oder überhaupt in den Zustand von gegenseitigem Hass gar nichts und ist uns und der Leistung unserer Vorfahren für unseren heutigen Frieden und unseren Lebensstandard den die meisten von uns genießen nicht würdig. Natürlich können wir mit dieser Einsicht nicht kurzfristig sämtliche Probleme und Konflikte der Weltgemeinschaft auf einen Schlag lösen, aber wir können damit bewirken, dass unser Frieden hier langfristig weiterhin Bestand hat und vor allem als Symbol in die Welt ausstrahlt, in der Hoffnung anderen vielleicht als eine Art Leuchtturm den Weg zu weisen und somit Frieden zu stiften. Und so ist die Widmung des Volkstrauertages innerhalb der Samtgemeinde Hage als „Tag des Friedens“ ein wichtiger Schritt, um auf der einen Seite weiterhin daran zu erinnern, welch kostbares Geschenk wir von unseren Vorfahren in der Vergangenheit zur Pflege übernommen haben, welche Opfer sie dafür darbrachten und um auf der anderen Seite zu verdeutlichen, dass unsere Zukunft gemeinschaftlich in unserer Hand liegt und es die Entscheidung eines jeden von uns ist, was uns der Erhalt unseres Friedens wert ist und was wir bereit sind, dafür zu geben.

 In diesem Sinne möchte ich mit einem Zitat unseres ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss schließen: „Sorgt Ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibe, Frieden zwischen den Menschen, Friede zwischen den Völkern.“ „